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 Warum Siegel?

Das aktuell herrschende, globale Wirtschaftssystem unterstützt einen Kreislauf der Verantwortungslosigkeit:

Konsumenten kaufen von zwei gleichwertigen Produkten das billigere.

Große Firmen müssen daher versuchen, ihre Produkte möglichst billig/gewinnbringend auf den Markt zu bringen, um mit anderen Unternehmen mithalten zu können. Dies bedeutet, dass sie versuchen ihre Produkte möglichst billig Produzieren zu lassen. Dabei spricht man häufig von Sachzwängen – lässt das Unternehmen teurer produzieren als andere, macht es sich selbst Wettbewerbsunfähig, geht pleite und alle Mitarbeiter werden arbeitslos.

Die Produktionsfirmen in Drittweltländern unterliegen ebenfalls Sachzwängen. Wenn sie zu viel für die Produktion verlangen, vergeben die Großunternehmen ihre Aufträge an andere Produktionsfirmen und wieder stehen die Arbeiter auf der Straße. Um ihre Produktionskosten zu senken bleibt den Produktionsfirmen kaum etwas anderes, als an den Arbeitsbedingungen und Lohnkosten zu sparen. Oder aber der Preisdruck wirkt sich im Umgang mit der Umwelt aus.

Dies bedeutet, der Preisdruck, den der Konsument durch seine Entscheidung aufbaut, wird direkt bis zum Arbeiter am anderen Ende der Welt durchgereicht. Wohlgemerkt bestehen diese Zusammenhänge nicht nur bei „Dumpinganbietern“, sondern genauso bei renommierten Qualitätsmarken.

Dies bedeutet aber auch, dass der Konsument darüber entscheiden kann, ob er Produkte, die auf eine bestimmte Weise entstanden sind, überhaupt kaufen möchte. Damit kann der Konsument selbst die Verantwortung dafür übernehmen, wie die Menschen, die seine Produkte hergestellt haben, behandelt werden und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben.

Das Problem besteht nun darin, dass es für den Konsumenten nahezu unmöglich ist, verlässliche Informationen über der gesamten Herstellungsprozess zu gewinnen.

Mittlerweile sind die meisten Großkonzerne darauf aus, sich nicht dem Vorwurf der direkten Ausbeutung auszusetzen. Und spätestens wenn ein Konzern medial angeprangert wurde, verspricht er, die Arbeitsbedingungen bei seinen Produzenten zu überprüfen und zu verbessern. Allerdings ist es fast unmöglich, besonders wenn das Medieninteresse abgeklungen ist, zu überprüfen, in wie weit wirklich etwas verändert wurde. (Beispielsweise hat der chinesische Produzent für Heimelektronik, Foxconn, der für namenhafte Konzerne produziert, nach einer Selbstmordserie im letzten Jahr eine Verbesserung seiner Arbeitsbedingungen angekündigt. Berichte vom Mai diesen Jahres legen nahe, dass die Arbeitsbedingungen unverändert schlecht sind.)

Was machen Siegel?

Und an dieser Stelle kommen Siegel ins Spiel. Siegel sollen es dem Konsumenten ermöglichen, mit seiner Kaufentscheidung zugleich auch eine Entscheidung darüber zu treffen, wie das Produkt, das er kauft, hergestellt wurde. Hierfür kann der Konsument verschieden Gründe haben: Er selbst möchte ein für ihn nicht schädliches Produkt erwerben, ohne Chemie, ohne Pestizide, ohne Genveränderung usw.. Oder er möchte ein Produkt kaufen, bei dem er kein schlechtes ökologisches Gewissen haben muss, da es unter Umweltverträglichen Bedingungen hergestellt wurde. Oder aber, es soll unter sozial verträglichen Bedingungen hergestellt worden sein.

Und so vielfältig wie die Gründe des Konsumenten ist auch die Zahl der Siegel.

Prinzipiell ist ein Siegel das Versprechen, dass bei der Herstellung des Produktes spezifische Kriterien erfüllt wurden. Einige Siegel erwecken schon auf den ersten Blick bestimmte Assoziationen (Bio, Öko, Fair). Allerdings lohnt es sich, etwas genauer hinzusehen. Erstens muss hinterfragt werden, wer das Siegel vergibt. Neben unabhängigen Institutionen werden Siegel auch von offiziellen Stellen und von den Herstellern selbst vergeben. Zweitens muss beachtet werden, auf welche Weise und wie zuverlässig die Einhaltung der versprochenen Standards überprüft wird. Und drittens muss man herausfinden, was das Siegel überhaupt verspricht. Zwar wecken die meisten Siegel bestimmter Assoziationen, aber damit ist noch lange nicht klar, was genau das Siegel besagt. Welche Standards werden mit diesem Siegel genau versprochen? Verstehen die Vergebenden unter ‚fair‘, ‚Bio‘ und ‚Öko‘ dasselbe wie ich? Erst wenn ich weiß, was ein Siegel genau Verspricht, kann ich entscheiden, ob ich ein Produkt aus solch einer Produktion kaufen möchte und ob es mir mehr wert ist als ein Produkt ohne Siegel. In nächster Zeit werde ich hier eine Reihe der in Deutschland üblichen Siegel vorstellen und nach diesen Kriterien beleuchten.

Zum Weiterlesen: Die unabhängige Verbraucher Initiative.ev gibt auf  www.label-online.de eine knappe und informative Erläuterung für über 450 Label.

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